Eines ist klar: die notwendige Energiewende zur Begegnung des Klimawandels ist eine Mammutaufgabe mit extremen Herausforderungen. Energiewende bedeutet die nicht-nachhaltige Nutzung fossiler Energieträger und der Kernenergie bei Strom, Wärme und Mobilität durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Und dieses Ziel der Klimaneutralität will Ludwigsburg schon bis 2035 erreichen. Wie das ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich in Ludwigsburg zu erreichen ist, wurde beim sehr gut besuchten Bürgerdialog „NachGefragt!“ der Freien Wähler Ludwigsburg e.V. (FW) am 25. September im Forum des Staatsarchivs unter Moderation des FW-Vorsitzenden Christer Neimöck kontrovers diskutiert. Eingeladen waren die Geschäftsführung und Fachexperten der Stadtwerke Ludwigsburg und Kornwestheim (SWLB), FW-Stadtrat Jochen Zeltwanger und Bürgermeister Marcus Kohler von Erdmannhausen als Vertreter der Lokalpolitik.

Johannes Rager, Geschäftsführer der SWLB, zeigte auf, „dass in der kommunalen Wärmeplanung 70% der Fernwärme bis 2035 über 100% nachhaltige Energieträger gedeckt werden soll“. Gegenüber 2021 soll dazu der Anteil an Fernwärme von 13% auf 75% des jährlichen Wärmebedarfs erhöht werden. Gleichzeitig muss jedoch der Wärmebedarf um 40% durch Gebäudesanierungen gesenkt werden. Ein Teil der Wärmemenge und Stromerzeugung soll neben dem bestehenden Holzheizkraftwerk und dem Solarthermie-Feld am Römerhügel durch die bis 2025 entstehende neue Energiezentrale Waldäcker III für Wärme- und Stromerzeugung aus Biomethan, Erdgas und Abgas-Wärmepumpe gedeckt werden. Weitere Investitionen, Untersuchungen und Innovationen laufen bereits in den Bereichen Neckarwasser-Wärmepumpe, Abwasser-Wärmepumpe und Wasserstoff. In Summe wird für die Wärmewende die notwendigen Investitionen mit rund 650 Millionen Euro veranschlagt. „Aber auch der Personalbedarf wird sich für die Umsetzung dieser Herausforderung verdoppeln bis verdreifachen“, so Rager.

Bei der Stromerzeugung über Photovoltaikanlagen wurden das Mietstrommodell und die Balkonkraftwerke als Lösungen für Ludwigsburg von Gerold Kohler, Leiter innovative Energielösungen der SWLB, angesprochen. Beim Mietstrommodell werden Gebäudedachflächen an die SWLB vermietet, die darauf über eigene Investition Solaranlagen installieren und den Strom ins Netz einspeisen. Je nach Modell können die Wohneinheiten dabei zusätzlich von der Abdeckung ihres Eigenstrombedarfs profitieren. Bei den Solar-Minikraftwerken, die aktuell in zwei verschiedenen Watt-Ausführungen für die Montage auf dem eigenen Balkon zu erhalten sind, amortisiert sich die eigene Investition zusammen mit der kommunalen Förderung über den KlimaBonus der Stadt Ludwigsburg bereits nach kurzer Zeit, wie Ulf Lauche, Bereichsleiter Privatkunden und Marketing SWLB, auf eine Frage antwortet. Und für die Mobilität ist ein signifikanter Ausbau der Ladeinfrastruktur vorgesehen.

„Für eine erfolgreiche Energiewende ist Transparenz bei der Planung und Umsetzung oberstes Gebot“, so Jochen Zeltwanger von den Freien Wähler. „Ansonsten wird nicht investiert. Und dazu gehört auch die Verschlankung von Regularien und Verordnungen.“  Die Fragen der zahlreichen Teilnehmer zeigten aber auch, dass es bei der sozial verträglichen Realisierung und Preisgestaltung noch Handlungsbedarf gibt. „Die Energiewende ist ein gesellschaftlicher Kraftakt, bei dem die Bürger eingebunden werden müssen. Wir nehmen die finanziellen Sorgen sehr ernst und machen uns stark für eine wirtschaftliche und sozial ausgeglichene Energiewende“, schließt Christer Neimöck die Veranstaltung.

Den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Fachleuten und der Lokalpolitik werden die Freien Wähler aufgrund des großen Interesses in diesem Format fortführen.

Text: Christer Neimöck